Welche Traumatherapien gibt es? Und welche ist für mich geeignet?

16/07/2024

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Diese wichtigen Fragen stellt sich eigentlich jeder, der erkannt hat, dass er in irgendeiner Form unter Trauma leidet. Und sich auf die Suche nach Hilfe macht.

Vorab möchte ich auf etwas hinweisen, das ich meinen Patienten gerne wie folgt erkläre:

Wenn du nebeneinander einen Vogel und einen Fisch siehst, dann ist dir sofort klar, dass beide ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben. Wie zum Beispiel: Der Fisch braucht primär Wasser, um überleben zu können, der Vogel Luft.

Wie ähnlich sind wir Menschen uns eigentlich und wie viel Sinn machen allgemeine Empfehlungen, gerade auch bei Traumatherapie?

Wir Menschen sehen uns auf eine Weise viel ähnlicher als Fisch und Vogel.

Wir unterscheiden uns zwar durch unsere Herkunft und zum Beispiel durch Hautfarbe, Haar- und Augenfarbe oder Statur. Aber, wie gesagt, im Großen und Ganzen sind wir eine Spezies mit vielen offensichtlichen Ähnlichkeiten.

Darüber hinaus haben wir auch alle ähnliche (Grund-)Bedürfnisse. Von Luft über Nahrung und Schlaf bis hin zu Nähe und Geborgenheit.

Das kann dazu verführen, zu denken, wir bräuchten auch alle etwas Ähnliches, um unsere Probleme zu lösen.

Hier ist aber Vorsicht geboten.

Denn sowohl von unserem inneren Empfinden her als auch von unserer Kapazität, traumatische Ereignisse verarbeiten zu können, unterscheiden wir uns dann letztlich doch fast so sehr wie Fisch und Vogel. Auch wenn es eben nicht so offensichtlich ist.

Daher erfordert es ein feines Abwägen und Hinspüren, welche Therapieform wann für wen die am besten geeignete ist.

Welches Kriterium hat noch einen wichtigen Einfluss auf die Wahl der für mich am besten geeigneten Traumatherapie?

Ganz klar: die Persönlichkeit des ausübenden Therapeuten.

Die für mich neben der Haltung des Patienten und der gewählten Methode den größten Einfluss auf den Therapieerfolg hat.

Und natürlich auch, ob „die Chemie“ zwischen Patient und Therapeut stimmt. Da das aber in diesem Blogbeitrag nicht das Thema sein soll, mehr dazu unter: Welchen Einfluss haben die Haltung von Patient und Therapeut auf den Therapieerfolg? (Artikel folgt bald)

Kurz: Basics Trauma

Hier noch einmal die Basics zu Trauma. Wir haben als grobe Unterscheidung Schock- und Entwicklungstrauma, dazu kommen die pränatalen Traumata. Also die Traumata, die zwischen unserer Empfängnis bis hin zu unserer Geburt entstanden sind. Und dann noch die transgenerationalen Traumata. Das sind die Traumata, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Solange, bis jemand bereit ist, sie aufzuarbeiten.

Weitere Informationen darüber findest du unter: Trauma und Traumafolgen; Blogartikel folgen zu Pränatale Traumata und Transgenerationale Traumata.

Welche Traumatherapien gibt es grundsätzlich?

Als die für Trauma und Traumafolgen am häufigsten angebotenen Therapieformen finden wir:

# Kognitive Verhaltenstherapie

Hier geht es darum, Denk- und Verhaltensmuster zu verändern, die durch das Trauma entstanden sind und sich auf das weitere Leben der Patienten auswirken. Das heißt, es geht vor allem darum, das „Störungsmuster“, das durch das Trauma entstanden ist, zu erkennen und dann Stück für Stück strukturiert zu verändern. Es handelt sich um ein sehr logisches und strukturiertes Vorgehen.

#Konfrontationstherapie

In der Konfrontationstherapie versucht man das Geschehene zu verarbeiten, indem man sich ihm ihn verschiedenen Formen immer wieder aussetzt, um dadurch eine Neubewertung zu erreichen.

# EMDR

Ist eine sehr spezielle Therapie, die mehr oder weniger zufällig 1987 von der Psychologin Francine Shapiro entdeckt wurde. Bei dieser Therapie werden die beiden Gehirnhälften durch spezielle Augenbewegungen dazu angeregt, blockierte und nicht integrierte Erinnerungen zu verarbeiten und neu zu vernetzen.

Nach meiner langjährigen Erfahrung ist dies, richtig angewandt, eine sehr wirkungsvolle Therapie. Sie wird oft in Kombination mit anderen Therapieformen, wie der kognitiven Verhaltenstherapie oder der psychodynamischen Therapie, angewendet.

#Körpertraumatherapien, wie zum Beispiel Somatic Experience und Polaritiy Therapy

Diese Therapien zielen in erster Linie darauf ab, den im Körper durch das Trauma zum Stocken gekommenen Energiefluss wieder in Bewegung zu bringen. Da hierbei der rationale, gerne bewertende und unterdrückende Verstand umgangen wird, halte ich sie für eine der besten, wahrhaftigsten und nachhaltigsten Therapien.

# Schonende Traumatherapie

Bei der sogenannten schonenden Traumatherapie soll eine Integration und Verarbeitung der belastenden Ereignisse auf besonders vorsichtige Weise erreicht werden. Dabei kommen Methoden zum Einsatz, mit denen der Patient auch während der Trauma-Exposition einen gewissen Abstand zum Geschehen halten kann.

#Psychodynamische Psychotherapie

Hier liegt der Schwerpunkt darin, die unbewussten Wirkungen, die das Trauma auf den Patienten hat, herauszufinden und zu verändern. Das geschieht in erster Linie durch die genaue Beobachtung der Beziehungsmuster zwischen Therapeut und Patient. Der Therapeut verhält sich dabei nicht weitgehend neutral (wie zum Beispiel in der Psychoanalyse), sondern geht wertschätzend und unterstützend auf den Patienten ein.

#Imagery Rescripting

Beim Imagery Rescripting, das oft bei der Therapie von frühem sexuellem Missbrauch angewandt wird, geht es darum, sich dem traumatischen Ereignis über Bilder zu nähern, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden können. So kann man sich dem Geschehen zum Beispiel aus dem Blickwinkel des Erwachsenen-Ichs wie auch des Kind-Ichs nähern. Aus den verschiedenen Blickwinkeln werden die bis dahin verinnerlichten traumatischen Bilder neu gezeichnet und so Verarbeitung und neue Erfahrung ermöglicht.

# Narrative Expositionstherapie

Dies ist eine Therapieform, die zum Ziel hat, die in der Erinnerung oft getrennten Teile des Traumas zu einer kompletten Geschichte zusammenzufügen und in das eigene Leben zu integrieren. Dabei finden Patienten oft einen Sinn oder eine Bedeutung in den traumatischen Ereignissen.

Diese Therapieform wird in aller Regel als Teil einer umfassenderen Therapie eingesetzt.

#Life Review Technik

Im Mittelpunkt dieser Therapie, die gerne bei etwas älteren Menschen angewandt wird, steht die Idee, eine Bilanz sowohl aus den sogenannten positiven als auch aus den sogenannten negativen Ereignissen des eigenen Lebens zu ziehen. Damit kann eine Neubewertung des Traumas aus einem übergeordneten Blickwinkel erreicht werden und auch Erkenntnisse über Gewinne aus den eigenen Erlebnissen. Wie zum Beispiel das viel intensivere Erleben eines jeden Tages nach einem Nahtoderlebnis.

#Gestalttherapie

In dieser Therapie geht es vor allem um den wechselseitigen Einfluss zwischen Körper, Geist und Seele und die Zusammenhänge zwischen dem Patienten und seinem sozialen Umfeld. Durch eine erhöhte Aufmerksamkeit können unbewusste Verhaltensmuster ins Bewusstsein treten und bearbeitet werden. Eine sehr wichtige Rolle spielt hier die sogenannte Kontaktgrenze zwischen dem Einzelnen und seiner Umwelt. Da diese Kontaktgrenze durch traumatische Erfahrungen oft empfindlich gestört wurde, wird dem Aufbau einer gut funktionierenden und für den Patienten deutlich wahrnehmbaren Grenze eine wichtige Bedeutung zugemessen.

Das ist eine knappe Übersicht der gängigsten Therapien, um zumindest einen kleinen Einblick zu geben. Mehr Infos dazu z.B. unter https://www.therapie.de/psyche/info/

Mit welchen Therapien arbeite ich bei Trauma?

In meinen über 30 Jahren Praxis habe ich viele Therapien ausprobiert, gelernt, wieder verworfen, neu kombiniert, abgeändert und an meine Erkenntnisse angepasst.

Angefangen habe ich vor 30 Jahren mit einer intensiven Ausbildung in Polarity-Therapy, einer sehr holistischen Körpertraumatherapie, die unter anderem auch Elemente aus der Craniosacralen Therapie enthält. Weiterführende Informationen dazu unter: https://www.polarity.ch/de/pol/polarity/uebersicht und https://www.meinmed.at/gesundheit/cranio-sacral-therapie/2468

Ein paar Jahre später lernte ich EMDR kennen, das mich auf Anhieb sehr begeisterte und viele Jahre begleitet hat.

Und wiederum ein paar Jahre später kam ich mit Brainspotting in Kontakt, das mehr oder weniger per Zufall (im besten Sinne des Wortes, dass einem nämlich etwas zufällt!) aus EMDR entstand.

Seitdem arbeite ich vorrangig mit einer weiterentwickelten Form von Brainspotting und Körperwahrnehmung. Die ich Einzelfall mit zusätzlichen Therapien ergänze.

Warum sollte der Körper in die Traumatherapie einbezogen werden?

Die Integration des Körpers ist für mich einer der wichtigsten Faktoren für eine gelungene Traumatherapie.

Jeder von uns trägt zutiefst prägende frühe traumatische Erfahrungen in sich. Die er NICHT über das bewusste Gedächtnis abrufen kann (https://www.spektrum.de/news/ab-wann-erinnern-wir-uns-an-unsere-kindheit/1421516). Diese Prägungen sind daher nur über den Körper abrufbar, wo sie quasi als energetisches Muster eingelagert sind. Und können nur über die Körpererinnerungen einer Therapie zugänglich gemacht werden. Es gibt auch hier die Theorie (der auch ich anhänge), dass alle grundlegenden Traumata in Schwangerschaft und der frühesten ersten Lebenszeit stattfinden, an die wir uns nicht bewusst erinnern können. Und dass alle weiteren Traumatisierungen letztlich sogenannte Retraumatisierungen dieser ersten Erfahrungen sind. Dazu mehr in Pränatale Traumata und Trauma ganzheitlich betrachtet (Artikel folgen).

Da ich zudem auch seit vielen Jahren homöopathisch arbeite, setze ich die Homöopathie, wann immer möglich, parallel unterstützend ein, siehe auch: Traumatherapie und Homöopathie (Artikel folgt).

Was ist das Geheimnis hinter erfolgreicher Therapie?

Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine gute (Trauma-)Therapie ist für mich, dass der Fokus nicht auf den rationalen Aspekten, sondern in der Sichtbarmachung der unbewussten Anteile und deren Integration besteht.

Ich bezeichne den rationalen Teil gerne als „eine Bibliothek der Vergangenheit“, das heißt, hier sind meine vergangenen Erfahrungen und die daraus von mir gezogenen Schlüsse bzw die durch mich und meinen aktuellen Erkenntnisstand erfolgten Bewertungen abgelegt. Diese Bibliothek ist mir tagtäglich für vieles sehr dienlich, angefangen von der automatischen Bedienung übers Autofahren bis hin zum Verfassen dieses Artikels.

Wenn es aber darum geht, etwas zu verarbeiten und neu zu bewerten, für das ich bisher keine Kapazitäten und auch keine Referenzen hatte, dann ist es doch sehr offensichtlich, dass ich die Lösung dafür nicht in der Vergangenheit finden kann.

Was brauche ich dann, um traumatisch Erlebtes gewinnbringend verarbeiten zu können?

Und jetzt kommt das Wundervolle: Unser Nervensystem trägt für ALLES bereits perfekte Lösungen in sich!

Es ist seit jeher angebunden an ein Wissen, das alles weit übersteigt, was wir uns bisher vorstellen können. Und nicht nur ist es an dieses Wissen/eine höhere Weisheit angebunden, sondern trägt auch noch das Wissen in sich, wíe alles, was wir erleben, so prozessiert werden kann, dass es am Ende für uns gewinnbringend ist.

Diesen unglaublichen Schatz, den wir alle in uns tragen, scheinen wir allerdings vollkommen vergessen zu haben. So gut wie alle von uns. Und wenn man etwas hat, an das man sich nicht erinnert.... dann ist es so, als ob man es nicht hätte.

Hört sich ein wenig verrückt an? Finde ich auch. Immer wieder. Und ganz besonders dann, wenn ich zum zigsten Mal miterleben darf, was passiert, wenn das Nervensystem die Chance bekommt, auf diesen Schatz zuzugreifen. In einer guten Therapie. Ergebnis: reine Wunder.

Wie funktionieren eigentlich Wunder? Beziehungsweise: was haben die Verdauung eines Butterbrots und gute Traumatherapie gemeinsam?

Wie du vielleicht schon gemerkt hast, bin ich ein Fan ganz einfacher, nachvollziehbarer Beispiele. Und daher vergleiche ich das jetzt mal mit einem uns allen bekannten körperlichen Vorgang.

Wenn ich ein Butterbrot esse, dann weiß ich, dass ein gutes biologisches Vollkornbrot gesünder ist als ein abgepacktes Weißmehl-Brot mit diversen künstlichen Zusätzen.

Und ich weiß auch, dass gut kauen eine wichtige Voraussetzung für gutes Verdauen ist.

Und vielleicht weiß ich obendrauf sogar auch noch, dass Essen in Hektik und unter Stress nicht vernünftig verdaut werden kann. Weil unter dem vorrangigen Einfluss des sympathischen Asts des Nervensystems nicht ausreichend Verdauungssäfte zur Verfügung gestellt werden können.

Diese drei Komponenten können damit mein bewusster Beitrag zu einer optimalen Verdauung von meinem Butterbrot sein.

Und wie viel Einfluss habe ich sonst noch auf den eigentlichen Verdauungsvorgang?

Um mal ganz ehrlich und demütig zu sein: so gut wie keinen.

Darüber, welche Verdauungssäfte wann und wie sekretiert und wie das Brot in seine kleinsten Bausteine zerlegt, über den Darm von meinem Körper aufgenommen und ihm in der bestmöglichen Weise zur Verfügung gestellt wird, habe ich in aller Regel noch nicht mal das Basiswissen.

Geschweige denn einen Einfluss darauf. Abgesehen von oben angeführtem.

Und, auch offen gesagt, eher ganz im Gegenteil. Denn wenn ich mir einbilde, ich müsste darauf Einfluss nehmen und etwas kontrollieren oder optimieren, wird’s erst so richtig blöde. Weil ein Ahnungsloser, der Stress produziert, eben keine Hilfe, sondern ein Hindernis ist. 

Welchen Eindruck macht jemand auf dich, der nach dem Essen verkrampft und angestrengt versucht, die Sekretion seiner Verdauungssäfte und die Aufnahme des Essens durch den Darm bewusst zu steuern?

Daher an dieser Stelle schonungslos benannt: ist nicht auch unsere Verdauung ein reines Wunder?

Wir essen ein Butterbrot und quasi vollautomatisch wandelt unsere Verdauung dieses in alles um, was wir benötigen. Energie, neue Zellen, Baustoffe für Hormone und Neurotransmitter und unzähliges mehr.

Das Wunder höherer Intelligenz

Genauso verhält es sich in meinen Augen auch mit guter Traumatherapie.

Es gibt ein paar Komponenten, die sollte ich als Therapeut kennen und beherzigen.

Den Rest überlasse ich voller Demut, Hingabe und Vertrauen der uns alle innewohnenden Selbstheilung und einer höheren Intelligenz. Die ich PURE LIEBE nenne. Und der ich auch unterstelle, uns alle erschaffen zu haben.

Soweit meine Gedanken und Erkenntnisse zu wirkungsvoller Traumatherapie.

Wenn du mehr darüber wissen willst: hier entlang! (coming soon)


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