Ist wirklich gute Traumatherapie auch ONLINE möglich?

15/07/2024

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Geht das überhaupt? Und wenn ja: macht es Sinn?
Und... gibt es vielleicht sogar Vorteile verglichen mit einer Therapiestunde vor Ort, in Person, in der Praxis?

Ja. Und ja. Und ja!

Ich selbst war immer ein Fan von „realen“ Begegnungen. 3D, zum Anfassen, old school.
Vielleicht, weil ich selbst schon ein wenig älter und so aufgewachsen bin. Es also meiner Gewohnheit entsprach. Ich dazu außerdem ein eher haptisch-sinnlich veranlagter Mensch bin. Und obendrauf nicht wirklich technikaffin. 

Warum also Online-Traumatherapie?

Als ich vor mittlerweile 30 Jahren als Traumatherapeutin begonnen habe, lag eine intensive 3-jährige Ausbildung zur Körpertraumatherapeutin hinter mir. Was heißt, dass ich in den ersten Jahren meiner Praxistätigkeit meine Hilfe in erster Linie über eine sehr körperorientierte Art zu arbeiten angeboten habe. Womit eine Online-Traumatherapie auch direkt ausgeschlossen war.

Und, spaßeshalber als Ergänzung: kein Mensch damals in diesem Bereich online gearbeitet hat. Die „offizielle Einweihung“ des Internets war im April 1993, und von da hat es noch ein paar Jährchen bis zur explosionsartigen Verbreitung und einem echten Shift gedauert.

In dieser Zwischenzeit habe ich mein Repertoire durch breit gefächerte Fortbildungen, intensive Praxistätigkeit und eigene Forschungen kontinuierlich ausgebaut und erweitert. Und arbeite nun seit mehreren Jahren mit einer Synthese aus dem, was ich über die Jahrzehnte gelernt, adaptiert und als wirkungsvoll erachtet habe.

Wenn ich es kurz zusammenfasse, besteht meine Arbeit heute aus einer Kombination hocheffektiver neurobiologischer Methoden, die die nachhaltige Verarbeitung der erlebten Traumata im Nervensystem ermöglicht. Und die als Kompass für diesen Prozess Körperempfindungen nutzt.

Damit wurde unter anderem die körperliche Berührung, auf der meine allererste Ausbildung beruhte, überflüssig. Und somit rein theoretisch auch für mich das Angebot einer Online-Traumatherapie möglich.
Worüber ich aber nie ernsthaft nachdachte, und diese Möglichkeit nur in Ausnahmefällen (aufgrund besonderer Umstände) für meine Patienten nutzte.

Wie brachte mich jetzt das Leben selbst zur Online-Traumatherapie?

As life is our best teacher – kam Corona. Die weltweiten Lockdowns mit der Notwendigkeit, weitere Möglichkeiten zu erschließen, miteinander in Kontakt zu bleiben und praktizieren zu können.

Somit wurde ich quasi gezwungen, das, was bis dato eine gelegentliche Ausnahme war, also die
Online-Traumatherapie, für mich grundlegend auf den Prüfstand zu stellen. 

Welche Kriterien muss eine gute Online-Traumatherapie aus meiner Sicht erfüllen?

Dass eine Online-Traumatherapie mit meiner für mich über die Jahre entwickelten Methode rein praktisch kein Problem darstellte, war ja schon klar. Bewiesen durch die gelegentlich praktizierten Ausnahmen. Und daher nicht die mich beschäftigende Frage.
Was mich umtrieb, war vielmehr die Frage, inwieweit der Austausch der Energiefelder zwischen Patient und Therapeut, den ich, im Grunde noch vor der zur Anwendung kommenden Methode, für den wichtigsten Faktor der Therapie halte, greift. Falls nicht, würde Online-Traumatherapie für mich keinen Sinn machen. 

Wie gesagt, in den paar Stunden, die ich bereits mit Online-Traumatherapie gearbeitet hatte, konnte ich gute Erfolge verbuchen. Trotzdem war ich weiterhin skeptisch. Denn alle Patienten, mit denen ich diese gelegentlichen Ausnahmen praktiziert hatte, kannte ich schon länger persönlich und hatte sie vorab wiederholt in persönlichen Sitzungen bei mir in der Praxis begleitet.

Die Recherchen, die ich über die Wechselwirkungen unserer energetischen Felder im Rahmen von Online-Traumatherapie machte, brachten mich nicht wirklich weiter. Zum einen sicher, weil mein Zeitkontingent dafür beschränkt war, zum anderen wohl auch, weil diese Frage anscheinend nicht unbedingt Gegenstand intensiver Forschung ist.

Selbst das, was ich dazu auf der Seite vom HeartMath Institute (www.heartmath.org) fand, war nicht zielführend in Bezug auf Online-Traumatherapie. Es gibt dort Studien, wie zum Beispiel eine zum Thema „Collective Consciousness and Our Sense of Interconnectedness“, aber, wie zuvor erwähnt, nicht wirklich das, wonach ich auf der Suche war.

Mein praktischer Weg zur Online-Traumatherapie

What to do?
Es gab ein paar Referenzpunkte für mich. Einige, von mir sehr geschätzte, internationale Lehrer arbeiteten seit Jahren aufgrund ihres über die ganze Welt verteilten Klientel mit Online-Traumatherapie. Hier konnte ich bei Demonstrationen immer wieder intensive Sitzungen mit wirklich beeindruckenden Ergebnissen sehen.

Des Weiteren buchte ich noch ganz bewusst ein paar Stunden Online-Traumatherapie für mich selbst. Kann zum einen nie schaden, dachte ich mir. Zum anderen probiere ich grundsätzlich alle Therapien und Anwendungsmöglichkeiten immer zuerst an mir selbst aus, bevor sie mit meinen Patienten zur Anwendung kommen. Auch hier war ich sowohl mit dem Erleben als auch mit den Ergebnissen absolut zufrieden.

Letztlich, ganz simpel..... habe ich dann den Praxistest gemacht. Immer mehr Online-Traumatherapie Sitzungen angeboten, gemäß dem Motto "Learning by doing". Anfangs weiterhin nur mit Patienten, mit denen ich bereits auch schon persönlich gearbeitet hatte, dann zunehmend auch mit Patienten, mit denen ich (zum Beispiel aufgrund von Entfernung) nur online in Kontakt war.

Das Fazit meiner Erprobungsphase mit Online-Traumatherapie

Und nach nunmehr 4 Jahren traue ich mich zu sagen: ja, Online-Traumatherapie funktioniert ganz wunderbar. Und es gibt für mich bezogen auf Qualität und Erfolg keine Abstriche im Vergleich zur persönlichen Begegnung.

Mal ganz ungeachtet dessen, dass man durchaus die persönliche Begegnung präferieren darf. Die ich parallel auch weiterhin anbiete, wenn sie gewünscht wird.

Vorteile der Online-Traumatherapie

Einige Vorteile der Online-Traumatherapie sind offensichtlich.
Keine Anfahrtswege, maximale Flexibilität.

Andere mögliche Vorteile sind Ermessenssache.
So kann das Verbleiben in der vertrauten Umgebung einen wirklichen Bonus darstellen. Andererseits aber auch kritisch sein, wenn nicht für genügend persönlichen Freiraum gesorgt ist. Heißt zum Beispiel, wenn erst der Hund, dann das Kleinkind und zum Schluss auch noch der Partner in die Therapie platzen. „Ah, ich dachte, du bist schon fertig und würde jetzt gerne zum Sport... “ 😉

Anyway, auch das kann ja im Vorfeld abgeklärt werden.

Ganz grundsätzlich empfehle ich meinen Patienten, ungeachtet dessen, ob die Traumatherapie online oder bei mir vor Ort in der Praxis stattfindet, für einen gewissen Freiraum unmittelbar nach der Sitzung zu sorgen.

Der Prozess, der dazu dient, die gewinnbringende Verarbeitung des Erlebten zu ermöglichen, endet nicht mit der Therapiestunde (Blog-Artikel folgt zu Traumatherapie Basics). Sondern, oftmals öffnet die Therapiestunde lediglich die Tür für die Verarbeitung. Die das Nervensystem dann in seiner ganz eigenen Weisheit und Weise, maximal individuell abgestimmt auf den betroffenen Menschen, im Alleingang weiter vollzieht.

Eines der unzähligen Wunder unseres Nervensystems! Dafür gibt es sogar einen gerne verwendeten Spruch, der da lautet. „Das Entscheidende passiert oftmals zwischen den Sitzungen.“

Jetzt aber noch einmal zurück zu dem für mich ausschlaggebenden Punkt in der Frage:

Funktioniert Online-Traumatherapie genauso gut wie Traumatherapie vor Ort?

Wie ober schon erwähnt, bezogen sich meine hauptsächlichen Bedenken auf die Frage, ob der für mich so wesentliche Austausch der Energiefelder zwischen Patient und Therapeut auch bei Online-Traumatherapie gewährleistet ist.

Was genau meine ich damit?

Ich werde versuchen, das hier ganz simpel und einfach zu erklären, ohne große wissenschaftliche Ausführungen und Belege. Da es mir nicht um eine wissenschaftliche Abhandlung, sondern viel mehr um das einfach nachvollziehbare Greifbarmachen der wesentlichen Prinzipien hinter effektiver Therapie geht, werde ich mich nur darauf konzentrieren.

Wie wir heute wissen, sind unsere Energiefelder im beständigen Austausch. Das heißt, wenn zwei Menschen zusammen in einem Raum sitzen, tauschen die Nervensysteme dieser beiden Personen ununterbrochen Informationen miteinander aus. Unabhängig davon, ob wir das bewusst registrieren oder nicht. Unglaublich spannend, nicht?

Auch während Therapie tauschen sich die Nervensysteme von Patient und Therapeut miteinander aus. Und im Idealfall kann sich das Nervensystem des Patienten mithilfe des Nervensystems des Therapeuten regulieren. Und so in einen Modus kommen, der die Verarbeitung von Traumata überhaupt erst ermöglicht.

Ein Beispiel dafür, wie unsere Nervensysteme sich gegenseitig regulieren.

Ein ganz einfaches praktisches Beispiel dazu kennen wir alle.

Ein schreiendes Baby kann am besten durch einen entspannten Elternteil reguliert werden. Welcher es auf den Arm nimmt und ihm so Regulation und Beruhigung anbietet.

In diesem Fall spielt zwar auch der körperliche Kontakt eine Rolle, zum Beispiel über den Hautkontakt, der wiederum unter anderem zur Ausschüttung beruhigender Hormone Oxytocin führt. Aber nicht nur dadurch findet die Beruhigung statt. Denn der entscheidende Faktor ist die Gemütslage des Elternteils, der beruhigen möchte.

Wenn der Elternteil selbst angespannt, aufgeregt und somit unausgeglichen ist, wird es sehr schwierig, dass sich das Nervensystem des Babys am Nervensystem des Elternteils regulieren kann. Ungeachtet dessen, wie viel Körperkontakt angeboten wird.

Gemütslage und Mindset des Therapeuten bei Traumatherapie

Somit ist der Gemütszustand des Therapeuten ein für mich sehr wesentlicher und meiner Meinung nach oftmals vernachlässigter Aspekt bei (Trauma-)Therapie.

Für ebenso wichtig halte ich zudem Mindset und die eigenen Erfahrungen des Therapeuten. Alles Informationen, auf die das Nervensystem des Patienten im Rahmen der Therapie zugreifen kann.

Für mich macht es einen ganz entscheidenden Unterschied, ob der Therapeut – jetzt mal ganz krass gesagt – an wahre Heilung glaubt (und diese auch anstrebt) oder „Schadensbegrenzung“ als das non plus ultra betrachtet.

Dazu gibt es zum Beispiel wirklich erschütternde Beispiele aus der Psychatrie. Wird Schizophrenie vom behandelnden Therapeuten(team) als unheilbare Erbkrankheit betrachtet, sieht es für den Betroffenen nicht gut aus. Seine Wahlmöglichkeiten beschränken sich in diesem Fall auf stationäre Unterbringung, harte Medikamente und eventuell Elektroschocktherapie oder operative Trennung der Gehirnsphären.
Nicht mit dem Ziel der Heilung, sondern maximal Linderung der Symptome.
Mich mutet das, vorsichtig ausgedrückt, wirklich alles mittelalterlich an. Und ich bin nur froh, dass die oftmals tödlich verlaufende Insulinschocktherapie (die meines Wissens vollkommen wirkungslos bezogen auf das Krankheitsbild war) oder auch die Lobotomie (chirurgische Zerstörung spezieller Hirnareale) aus dem Behandlungskatalog gestrichen wurden.

Kommt ein Mensch mit der gleicher Diagnose zu einem Therapeuten(team) mit anderem Mindset, wie zum Beispiel der Annahme, dass der Schizophrene lediglich der Sensibelste in seinem Familiensystem ist und die von allen anderen Mitgliedern erfolgreich unterdrückten Muster auslebt, kann tiefgreifende Heilung erfolgen.

Weitere Informationen zu diesem Thema zum Beispiel über https://www.antipsychiatrieverlag.de/artikel/recht/antipsychiatrie.htm

Wenn ich davon ausgehe, dass Heilung im Rahmen von Therapie zu einem guten Teil über den Austausch von Informationen der Nervensysteme von Patient und Therapeut erfolgt, dann spielen natürlich auch die im Nervensystem des Therapeuten hinterlegten Erfahrungen eine entscheidende Rolle bei der Therapie.

Auch hier wieder ein einfaches praktisches Beispiel. Ein ehemals erfolgreicher Fußballspieler wird in aller Regel ein erfolgreicherer Trainer werden, als ein anderer Trainer, der nie selber gespielt hat. Sondern sein Wissen lediglich aus Theorie bezogen hat.

So wird auch ein Therapeut meiner Erfahrung nach am besten in den Bereichen helfen können, zu denen er einen besonderen Bezug hat. Sei es aus direkter persönlicher Erfahrung oder zum Beispiel auch aus familiären Erlebnissen.

Mein Fazit zur entscheidenden Frage:

Kann das Nervensystem des Patienten alle diese Informationen auch bei Online Traumatherapie aus dem Nervensystem des Therapeuten abgreifen?

Glücklicherweise lautet meine Antwort: JA!

Begründet in erster Linie auf meiner praktischer Erfahrung.

Theoretisch ist bisher das morphische Feld die für mich beste Erklärung für dieses Phänomen. Dazu gerne ein anderes Mal noch eine weitere ausführliche Abhandlung (Blogartikel folgt zu Traumatherapie und das morphische Feld).

Für heute freue ich mich einfach, teilen zu können, dass auch Online-Traumatherapie ganz hervorragend funktioniert.

Womit uns neue Optionen zur Verfügung stehen. Let's make the best out of it!

Du willst mehr wissen über die wunderbaren Möglichkeiten der Traumatherapie? (coming soon...)


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